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Ohne Titel, 2014, Mischtechnik, Collage auf Leinwand, 180 x 160 cm
Auf den ersten, vielleicht flüchtigen Blick ist die Komplexität
der Arbeiten von Natalia Załuska nur zu erahnen. Tritt der
Betrachter jedoch näher und nimmt sich ein wenig Zeit, wird
deutlich: Vielfältig geschichtete, streng geometrische Flächen
bilden die dreidimensionalen Bilder. Es entstehen dezente
Spiele von Licht und Schatten. „Bildbaumeister“ betitelte die
Temporäre Halle für Kunst in Linz eine Gruppenausstellung, an
der auch Natalia Załuska beteiligt war, sehr treffend. Ihre erste
Einzelausstellung hatte sie kurz zuvor in der Galerie Jochen
Hempel in Berlin: „Die asketisch anmutenden Leinwände
von Natalia Załuska bringen eine Poesie der Form und einen
großen Tiefgang der kunstlerischen Geste zum Ausdruck.
Ihre Werke sind Studien zur Wahrnehmung; sie untersucht,
welche Aspekte von Raum und Zeit das jeweilige Gemälde
definieren und den Blick des Betrachters leiten. Die Kunstlerin
durchbricht die monochromatische Stille ihrer Gemälde auf
ganz radikale Weise, indem sie in die Stoffoberfläche schnei-
det. Damit belebt sie die Darstellungsfläche und erzeugt
einen sinnlichen Polylog zwischen den einzelnen Schichten.
Ihre Arbeiten sind gleichzeitig nonchalant und kontrolliert,
sanft und brutal, schweigsam und beredt, minimalistisch und
neobarock. Meisterhaft choreografiert Załuska innerhalb des
Bildfeldes die Geometrie. So uberwindet sie den Illusionismus
der Malerei, erreicht die Sphäre des Erhabenen und zugleich
eine konzeptionelle Leere. Ihre ‚Untitled‘ betitelten Gemälde
in verschiedenen Formaten, die einer geheimen Logik der
Kunstlerin gemäß durchschnitten und strukturiert sind, stellen
leere Seiten einer umgeschriebenen Geschichte dar. Einst zer-
stört und ausgelöscht und dann in muhevoller Sisyphusarbeit
wieder zusammengesetzt, enthullen sie ein Palimpsest von
labyrinthischer Bedeutung, die stets in der Schwebe bleibt.“
(Adam Budak, 2014)
ARCHITEKTUR UND KUNST
NATALIA ZAŁUSKA
Ohne Titel, 2014, Mischtechnik, Collage, 50 x 35 cm
Foto: Uwe Walter, Berlin, DE
Foto: Uwe Walter, Berlin, DE