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ein Krankenhaus daraus, dessen ursprünglich leicht impe-
rialer Habitus nun natürlich nicht mehr so ganz zur neuen
Funktion passen will. Dass deutsche Architekten aus-
gewählt wurden, das zentrale Repräsentationsgebäude
eines indischen Teilstaates zu bauen, daran sind Indiens
Architekten indes gewohnt. Noch – dessen sind sie sich
bewusst – taugen sie selbst nicht zur „Marke“. Wenn es
etwas Besonderes sein soll, dann werden ausländische
Stars engagiert, um die Entwürfe zu liefern. Sehr gerne
SOM, HOK oder Perkins & Will aus den USA, ebenso aber
auch in Europa völlig unbekannte Büros aus Singapur.
Inder sind lediglich mit der Bauausführung befasst.
Wo die Inder bauen
Umso stolzer ist Raghavendran dann aber auch auf seine
internationalen Projekte. In den 1970er-Jahren war er
schon in Dubai mit einem eigenen Büro aktiv, später in
Nigeria. Im südamerikanischen Guyana entstand ein
Cricket-Stadion, und mit einem Smart Building Award
wurde sein großes IT-Center auf Mauritius ausgezeich-
net. Von ihm stammen der Masterplan und der Signature
Tower im Zentrum. Denn die Franzosen machen in der
Ex-Kolonie nicht nur gerne Urlaub – sie lassen sich dort
auch telefonisch beraten. Während die Callcenter der
Welt im englischsprachigen Südindien stehen, fühlen
sich die Franzosen dort nicht ordentlich verstanden. Nur
logisch ist es deshalb, dass nun Callcenter auf der franzö-
sischsprachigen Nicht-mehr-nur-Urlaubsinsel entstehen.
Und wer baut dort? Inder natürlich.
Indische Architektur als Marke
Raghavendran ist sich sicher, dass es nicht mehr lange
dauern wird, bis indische Architektur selbst zu einer
Marke und einem Exportprodukt geworden sein wird.
Denn Indiens Optimismus ist ungebrochen. Steht das Land
nicht kurz davor, den Erzrivalen China als wirtschaftlich
bedeutendste Nation Asiens abzuhängen? Falls es Europa
noch nicht gemerkt haben sollte: China war gestern.
Morgen wird Indien sein. Da sind sich die Inder sicher.