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Lange Zeit brauchte es, bis Vitras Mastermind Rolf Fehlbaum sich entschied. Dann stand
fest: SANAA baut die neue Produktionshalle, Herzog & de Meuron das Besucherzentrum.
Es hätte auch andersherum kommen können. Doch Fehlbaum war der Meinung, dass
SANAAs ruhige, zurückhaltende, ja beinahe schon höfliche Architektursprache und die für
die beiden Gestalter neuartige Bauaufgabe die spannendere Kombination sei.
PRODUKTIONSHALLE AUF DEM VITRACAMPUS IN WEIL AM RHEIN
Mit dem VitraHaus entwarfen Herzog & de Meuron das
spektakulärere der beiden jüngsten Bauwerke auf dem
Gelände des Möbelherstellers. Ihre übereinander gesta-
pelten Häuser waren in aller Munde – ganz im Gegensatz
zur zeitgleich errichteten Produktionshalle des japanischen
Architekturbüros SANAA am anderen Ende des Campus. Sie
war zwar schon in Betrieb, allerdings fehlte zur feierlichen
Eröffnung noch ein nicht unwesentliches Detail: die Fassade.
Doch der Reihe nach: Im Süden des Vitra Campus platzte
eine 12.000 Quadratmeter große Produktionshalle aus allen
Nähten. Es galt, die in die Jahre gekommene Halle abzu-
reißen und mit einer Fläche von 20.000 Quadratmetern neu
zu errichten. Nach ausgiebiger Analyse schlugen SANAA
vor, die Vorgaben zu revidieren und statt vier orthogonaler
Volumen ein einziges rundes Gebäude zu errichten. Diese
Form begründeten die Architekten mit logistischen und
produktionstechnischen Abläufen, die ein hohes Maß an
Flexibilität benötigen. Die runde Struktur erlaubt Anlieferung
und Abholung je nach Bedarf an unterschiedlichen Stellen
des Gebäudes – fest definierte Vorder- und Rückseiten gibt
es von außen betrachtet nicht. Lediglich der überdachte Weg
zur benachbarten Halle gibt Auskunft, wo man sich befindet.
Innen sieht es anders aus. Da die Halle im laufenden Betrieb
errichtet wurde, musste sie in zwei Bauabschnitte unterteilt
werden. Eine Feuerschutzwand trennt den Kreis in der Mitte
in zwei Hälften, die von Hörmann Feuerschutzschiebetoren
vor Brandüberschlag geschützt werden. Im nördlichen Teil
befinden sich die Hochregallager mit den angelieferten
Materialien, in der Mitte die Montagezone und im südlichen
Teil das Abhollager. Die Verladerampen orientieren sich nach
Westen und Osten. So rund die äußere Form, so orthogonal ist
das Innere organisiert. Nicht nur die Hochregalreihen gliedern
den Raum, auch die zahlreichen, aber schmalen Oberlichter
tragen zum geordneten Erscheinungsbild bei. Über das Dach
gelangt ein Großteil des benötigten Tageslichts ins Gebäude.
Da bis auf die Deckenheizung innen alles weiß gestrichen
oder, wie der Beton und der Boden, zumindest in einem hellen
Grau gehalten ist, machen die Räume einen lichtdurchfluteten
Eindruck. Und die Fassade? Sie ist das Detail, das den SANAA-
Bau zu etwas Besonderem macht. Etwa 1,80 Meter breite
und 11 Meter hohe, vakuumverformte, wellenartige Elemente
aus Acrylglas hängen vor der Betonwand. Sie besteht aus
zwei Schichten: einer äußeren farblos-transparenten und
einer inneren opak-weißen. Drei unterschiedlich gestaltete
Paneele, die auch um 180 Grad gedreht verwendet werden
können, bilden die Basis der Fassade. In unterschiedlichen
Kombinationen ziehen sie sich rund um das Gebäude. Apropos
rund: Einem mathematisch korrekten Kreis entspricht der
Grundriss nicht. Der Durchmesser beträgt zwischen 156 und
159 Metern. Bei solchen Dimensionen und aus bodennaher
Perspektive fällt diese Deformation allerdings kaum auf. Mit
dem Gedanken einer solch Grundform haben die beiden
Architekten Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa schon beim
Entwurf ihres Museums in Kanazawa gespielt. Damals, so
sagten sie, waren sie dafür jedoch noch zu unerfahren und
entschlossen sich aus pragmatischen Gründen dagegen.
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