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INDUSTRIE
ARBEITSBEDINGUNGEN IN ENTWICKLUNGS- UND SCHWELLENLÄNDERN
China Labor Watch im März 2014 eine Kampagne. Sie fordert
von Apple, bei der Touchpad-Produktion auf die Leukämie
verursachenden Chemikalien n-Hexan und Benzol zu ver-
zichten. Weil Apples eigene Audits überprüfbar sind, ging
die Kritik weiter. 2012 kündigte der Konzern deshalb erstmals
Untersuchungen der Fair Labor Association (FLA) an, einer
industrienahen Organisation. Die bestätigte überlange,
gesetzeswidrige Arbeitszeiten. 43 Prozent der Befragten
hatten zudem Arbeitsunfälle erlebt. 14 Prozent klagten über
nicht voll bezahlte Überstunden. Trotzdem wollten 34 Prozent
noch mehr arbeiten. Denn 64 Prozent sagten, sie könnten von
ihrem Gehalt nicht ihre Grundbedürfnisse decken.
Symptomatische Verstöße
Die permanenten Verstöße gegen nationale Gesetze,
Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation
(ILO) und den eigenen Verhaltenskodex sind nicht auf
Apples Produzenten beschränkt, sondern symptomatisch
für die ganze Branche. Denn die Wertschöpfungskette der
als hoch technisiert wahrgenommenen Elektronikindustrie
dominiert die Handarbeit ungelernter Arbeitskräfte
in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die meisten
Beschäftigten sind austauschbar, weil sie nur angelernt
sind. Unabhängige Arbeitnehmervertretungen gibt es
nicht. Chinas Gewerkschaftsverband ACFTU untersteht
der Kommunistischen Partei. In den Betrieben gehören
die Gewerkschaftsführer, so es sie überhaupt gibt, zum
Management. Sie organisieren Freizeitaktivitäten, aber ver-
treten nicht die Interessen der Arbeiter. Die Unterdrückung
unabhängiger Gewerkschaften ist nicht auf autoritär
regierte Staaten wie China oder Vietnam beschränkt.
Als im Oktober 2012 erstmals 200 Arbeitern der indonesi-
schen Fabrik des südkoreanischen Samsung-Konzerns die
Gründung einer Gewerkschaft gelang, wurde sie schnell
wieder aufgelöst. Die Gewerkschafter wurden entlassen.
Arbeitermangel
In Kambodscha setzte die Regierung im Januar 2014
Militärpolizei gegen streikende Textilarbeiter ein.
Mindestens vier Streikende wurden erschossen. Die meis-
ten der 650.000 Näherinnen und Näher, von denen 400.000
für internationale Modemarken arbeiten, hatten für eine
Verdoppelung des Mindestlohns von umgerechnet 57 Euro
gestreikt oder waren ausgesperrt worden. Die Regierung
bot zunächst 20 Prozent mehr, setzte dann aber auf
Repression. Firmen, denen die Exportproduktion in China zu
teuer geworden ist, wandern nach Vietnam, Kambodscha
und Bangladesch ab. In China wurden trotz fehlender