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50 NEULICH IN ... HAMBURG

NEULICH IN ...

HAMBURG

Eddy Kante ist kein Chorknabe – er kennt

beide Seiten des Lebens. Die hässliche mit

Prügeleien, Schutzgelderpressung, Zuhälterei

und Knast, aber eben auch die schöne

durch seine Jahre als Bodyguard von Udo

Lindenberg, als Schauspieler, Autor, Kiez-

Legende und Teil der Olivia-Jones-Familie.

Was macht Hamburg als Stadt aus?

Hamburg wird in allen Belangen vom Hafen geprägt. Egal, ob

es um Politik, Kultur oder eben Architektur geht: Immer spielt

er auf die eine oder andere Weise eine wichtige Rolle. Kaum

bin ich unten am Wasser, packt mich ein spezielles Gefühl

von Fernweh – ohne tatsächlich weg zu wollen. Vielleicht

beschreibt diese Ambivalenz Hamburgs Charakter am besten.

Und welche Rolle spielt dabei die Architektur?

Den eben beschriebenen Charakter Hamburgs kann man im

ehemaligen Freihafen erleben. Leider schiebt sich heute die

Hafencity sehr in den Fokus. Der Hafen ist nicht mehr derselbe

wie früher. Dieser Wandel hat seine Berechtigung – egal, ob

es mir persönlich nun gefällt oder nicht. Eher mag ich jedoch

die Gebäude, die eine Geschichte erzählen können: zum

Beispiel die alten Kapitänshäuser oder auch die Davidwache.

Inwiefern verändert Architektur den „Kiez“?

Symbolisch für die Veränderung der Reeperbahn steht der

Abriss der „Esso-Häuser“ und der „Kieztankstelle“, dem

unter anderem auch der Kultklub „Molotow“ zum Opfer fiel. In

einem für Hamburg einzigartigen Bürgerbeteiligungsverfahren

wurden Ideen gesammelt, wie das Areal neu bebaut wer-

den sollte, ohne den Geist des Kiezes zu verlieren. Etwas

anderes ist es mit den „Tanzenden Türmen“, die für meinen

Geschmack ein wenig fremd wirken. Doch auch sie haben ihre

Berechtigung. Hamburg ist kein Museum und stetem Wandel

unterworfen. Das gilt auch für die Reeperbahn. Nur eins ist

wichtig: Die Stadt sollte sich immer ihrer Wurzeln bewusst

sein, und somit sollte auch die Reeperbahn der „Kiez“ bleiben.

Was bedeutet das kulturell?

Auf der Reeperbahn geht es salopp gesagt um Sex, Drugs &

Rock ‘n‘ Roll. Das dazugehörige, etwas schmuddelige Image

darf nicht verloren gehen. Was den Rock ‘n‘ Roll angeht: Ich

Foto: Jan-Otto / iStock

Foto: kunertus / iStock

Kieztankstelle mit baufälligen Esso-Häusern.

Spielbudenplatz mit St. Pauli Theater und Tanzenden Türmen im Hintergrund.

Foto: Pieper / Die Glocke