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Diese Hygienespülung beugt dem Verkeimen selten genutzter
Frischwasserleitungen vor. Gleichzeitig verhindert es das
Austrocknen der Abflüsse und damit Geruchsbelästigungen.
Statt der üblichen Notrufschnüre hat man sich für Notruf
knöpfe entschieden. Der einfache Grund: Schnüre stören
beim Putzen, werden hochgebunden und erfüllen ihren Zweck
oft nicht mehr. Gut: Sowohl im CITYCUBE wie auch im LWL-
MUSEUM gibt es Baby-Wickeltische. Noch besser wären
größere Liegen. Damit können auch Erwachsene mit Stoma-
Versorgungen oder Mehrfachbehinderungen die Toilette nut
zen. Weitere Information dazu auf
www.toilette-fuer-alle.de.
Die Hauptnutzungen:
Im LESSINGGYMNASIUM ist die Aula
auch für Rollstuhlfahrer nutzbar. Innen- wie Außenbühne
sind über eine Aufzugsanlage nach Maschinenrichtlinie
erschlossen. Im Zuschauerbereich können mit der variablen
Bestuhlung überall Plätze für Rollstuhlfahrer geschaffen wer
den. In einem Museum müssen die Exponate gut zugänglich
sein. Im LWL-MUSEUM in Münster wurde darauf geachtet,
dass Objekte unterfahrbar oder zumindest gut anfahrbar
sind. Auch von niedrigem Standpunkt aus sind die Exponate
erkennbar. Foyer und Hörsaal sind mit Induktionsanlagen
ausgestattet. Hörgeräte- und Cochlea-Implantat-Trägern
erleichtert diese Technik die Wahrnehmung akustischer
Information. Darüber hinaus werden Führungen für Menschen
mit Hör-, Seh- und geistigen Behinderungen sowie für
Demenzpatienten angeboten.
Das Resümee:
Barrierefreiheit hat sehr stark Einzug in die
Baukultur gehalten. Doch oft sind die Maßnahmen nur punk
tuell und nicht im Zuge von Nutzungsketten entwickelt. Allein
eine Behindertentoilette genügt nicht. Sie muss gut auffindbar
und gut erreichbar sein. Doch nicht nur Rollstuhlfahrer und
Menschen mit Gehbehinderungen brauchen Barrierefreiheit.
Auch Menschen mit Sinnesbehinderungen sind darauf
angewiesen – und hier gibt es großen Nachholbedarf bei
Kontrastgestaltung, Treppensicherheit oder Kennzeichnung
großer Glasflächen. Auch der barrierefreie Brandschutz
wird viel zu oft vernachlässigt. Die Beispiele aus Berlin,
Münster und Braunschweig zeigen jedoch, dass gut nutzbare
Barrierefreiheit Bestandteil anspruchsvoller Architektur sein
kann. Dies gelingt besonders gut, wenn Selbsthilfevertreter
rechtzeitig und gleichberechtigt in Planungen eingebunden
werden.
Im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster sind die Toiletten höhen
verstellbar. (vorherige Seite links)
Ebenfalls im LWL-Museum für Kunst und Kultur erkennt man, dass die
Schrift in ausreichender Größe und auch für im Rollstuhl sitzende Menschen
auf angenehmer Höhe angebracht ist. (vorherige Seite rechts)
Den Höhenunterschied zur Bühne in der Aula in Braunschweig überbrückt
eine Aufzugsanlage. (links)
Bodenindikatoren helfen Menschen mit Sehbehinderung – wie hier im
CityCube in Berlin – bei der Orientierung.
(unten rechts)
Autor Dipl.-Ing. Michael Müller. (oben rechts)
Foto: Barbara Diestelmann