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LESSINGGYMNASIUM IN BRAUNSCHWEIG

Schon in den 1960er-Jahren wurde in Deutschland von einer

„Bildungskatastrophe“ gesprochen. Anfang 2000 riss der

„PISA-Schock“ alte Wunden auf. Kurz: Die Diskussion ist

nicht neu, das Bildungssystem in Deutschland hat so seine

Schwierigkeiten. Die Probleme sind vielschichtig. Eines

davon – wenn auch nicht das wichtigste – sind die maro-

den Schulen. Das Lessinggymnasium in Braunschweig ist

so eine. Wasser tropfte von den Decken, es bröckelte an

allen Ecken und Enden, die Kapazitäten der Mensa waren

hoffnungslos überlastet. Dieser Zustand sorgte für medi-

ale Aufmerksamkeit und brachte der Schule den Ruf als

schlimmste Schule Norddeutschlands ein. Mittlerweile ist

das Gebäude aus den 1970er-Jahren für rund 16,8 Millionen

Euro zu großen Teilen saniert und erweitert. Prunkstück

ist sicherlich die neue Aula, entworfen von Dohle+Lohse

Architekten. 4,7 Millionen Euro der Gesamtsumme hat ihr

Bau gekostet. Sie steht als Solitär neben dem Bestandsbau

und ist über eine Glasfuge mit ihm verbunden. Verkleidet

ist sie mit grauen, geschliffenen Faserzementplatten

unterschiedlicher Größe. Damit greifen die Architekten

zwar thematisch die gerasterte Fassade des Altbaus auf,

geben dem Äußeren der Aula jedoch eine andere Dynamik.

Auswirkungen auf die Fassade hat auch die Anordnung

der Räume: Sie sind zueinander leicht versetzt. Dadurch

entstehen Ecken und Kanten, Nischen und Erker, die

Blickbeziehungen schaffen oder brechen. Dieser optischen

Unruhe setzen die Architekten zurückhaltende, schlichte

Materialien entgegen. Flächige Lichtmembrandecken beru-

higen den Raum zusätzlich. Anders im Veranstaltungsraum.

Hier spielen die Architekten mit linearen Lichtlinien und

einem Wechsel von direkter und indirekter Beleuchtung.

Ebenfalls eine besondere Bedeutung im Gestaltungskonzept

haben die Türen von Schörghuber: Sie werden zum Teil als

pure, flächige Holzscheiben vor die eigentlichen Öffnungen

in den Sichtbetonwänden gesetzt und inszenieren so

geradezu den Durchgang von einem Raum in den ande-

ren. Manchmal ist eine Tür besonders groß und schwer,

manchmal bewusst klein oder nicht sichtbar als eine Art

„Tapetentür“ gehalten. Die Räume selbst sind relativ flexibel

in ihrer Funktion, „wodurch viele Bereiche des Gebäudes als

Inseln des informellen Austausches, der spontanen Aktion

und des persönlichen Ausdruckes genutzt werden können“,

so die Architekten. Der Veranstaltungsraum selbst bietet

schließlich Platz für rund 350 Personen.

Die unterschiedlich großen Fassadenplatten tragen maßgeblich zur

Fassadengestaltung bei. (vorherige Seite)

Gegliedert wird die Fassade auch durch die leicht zueinander versetz-

ten Funktionsräume. Sie sind durch Erker in der Fassade ablesbar. Eine

Außenbühne entsteht hingegen durch einen Einschnitt in die Kubatur. (unten

links)

Durch eine 2-flügelige Rauchschutztür von Schörghuber gelangt man in die

Aula. Sie ist kombiniert mit einer Rauchschutz-Festverglasung, die erste

Einblicke in den Raum gewährt. (unten rechts)