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Eins der umstrittensten Gebäude Berlins ist das Internationale
Congress Centrum ICC. Das 1979 von den Berliner Architekten
Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte errichtete Gebäude
gilt als Ikone des Technizismus. Kritiker bemängeln die
Grundrisse; ihrer Meinung nach könnten nur rund 10 Prozent
als Veranstaltungsfläche genutzt werden – der Rest zähle
als Verkehrsfläche oder Wirtschaftsraum und sei daher
nicht profitabel. Zudem müsse das Gebäude für kalkulierte
240 Millionen Euro saniert werden. Diese Kosten scheute
die Betreibergesellschaft, die Messe Berlin. Deshalb ent-
schied sie sich, schräg gegenüber auf dem Messegelände
die 1936 errichtete und eigentlich unter Denkmalschutz
stehende Deutschlandhalle abzureißen und an ihrer Stelle
ein neues Kongressgebäude zu errichten – den CityCube
Berlin. Entworfen wurde das Gebäude vom Dresdner Büro
Code Unique. Entstehen sollte ein Gebäude, das nicht nur
Kongressen, sondern auch dem Messebetrieb als Erweiterung
der Ausstellungsfläche dienen konnte. Städtebaulich ist der
Baukörper so positioniert, dass sowohl zur Innenstadt als auch
zum Haupteingang der Messe großzügige Plätze als Entreés
entstehen. Besonderes Augenmerk legten die Architekten auf
die Verknüpfung der bestehenden Niveaus der angrenzenden
Gebäude und Platzflächen. Zwischen dem CityCube und den
vorhandenen Messehallen wurde eine neue Ebene geschaf-
fen. Sie umfasst das neue Gebäude in Teilen. Freitreppen
führen von hier hinunter auf den tiefer gelegenen Platz, von
dem aus der Haupteingang des Kongresszentrums erreicht
wird. Der Sockel des Gebäudes selbst ist verglast. Darüber
scheint der massive Baukörper zu schweben. Er wird gera-
dezu aus seiner Umgebung herausgehoben, kragt deutlich
aus und schafft somit eine Distanz zum geschäftigen Treiben
rund um das Gebäude. Seine Fassade besteht aus einer
geschlossen erscheinenden Gewebeschicht, hinter der sich
jedoch die zweite, funktionelle Gebäudehaut samt benötigten
Öffnungen befindet. Innen gliedert sich das Gebäude in zwei
Hauptebenen mit jeweils rund 6000 Quadratmetern Fläche:
Die untere Ebene kann in bis zu 8 Konferenzsäle für 400 - 3000
Personen geteilt werden. Die obere Ebene ist eine säulenfreie
Halle, die als Plenarsaal oder für Ausstellungen, Events und
Caterings verwendet werden kann. Zudem gibt es 8 weitere
Konferenzräume mit flexiblen Trennwänden für je 50 - 300
Personen sowie 30 Büros, Suiten und Besprechungsräume,
die über unauffällig in die Gestaltung eingefügte, hochschall-
dämmende Türen von Schörghuber zu erreichen sind.
Eine breite Treppe im Außenbereich gleicht den Höhenunterschied des
Messegeländes aus. Üppige Begrünung sorgt hier für Akzente. (vorherige
Seite)
In unmittelbarer Nähe zum Haupteingang befinden sich die
Behindertenparkplätze. (rechts)
Deutlich kragt das Obergeschoss des CityCube aus. Es ruht auf einem
Sockelgeschoss, das als gläserne Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgeführt
ist. Er wird wiederum von einem mit Werksteinfertigteilen verkleideten
Baukörper umfasst, der den Bezug zu den verschiedenen Niveaus des
Geländes herstellt. (unten)
CITYCUBE IN BERLIN