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Abgesehen von den Skandalen rund um den Flughafen Berlin-Brandenburg ist die wohl
am emotionalsten geführte Diskussion jene über das Investorenprojekt Mediaspree.
Zwar bestehen die Pläne bereits seit den 1990er-Jahren, doch erst jetzt werden sie
nach und nach umgesetzt. Zu den bereits realisierten Projekten zählt auch das Musik &
Lifestyle Hotel nhow nach Plänen von nps tchoban voss am Osthafen.
Musik & Lifestyle Hotel nhow in Berlin
Berlin war lange Zeit eine attraktive Stadt für Künstler aus aller
Welt. Günstige Mieten und eine florierende Kulturlandschaft
ziehen sie an. Doch mittlerweile handelt es sich bei den
Kulturschaffenden eher um die erfolgreichen Akteure ihrer
Zunft. Die Subkultur bleibt auf der Strecke. Kritiker sehen einen
Grund dafür in Berlins Vermarktungsstrategien der vorhan-
denen Brachen. Die als Mediaspree vermarkteten Flächen
sind das wohl prominenteste Gebiet. Obwohl eine öffentli-
che Ufernutzung garantiert wird, regionale Kunst und kleine
Medienbetriebe hier ihren Platz finden sollen und auch für
anspruchsvolle Architekturkonzepte garantiert wird, betrach-
ten viele Berliner dieses Projekt argwöhnisch. Zurzeit entsteht
hier eine Vielzahl an Büro- und Wohngebäuden. Auch mehrere
Hotels sind in Planung. Eins davon ist das Musik und Lifestyle
Hotel nhow. Es steht an prominenter Stelle in unmittelbarer
Nähe zu den umgenutzten Lagerhäusern aus den Anfängen
des 20. Jahrhunderts, in denen heute Mediengiganten wie
Universal und MTV ihre Zentralen haben. Im Gegensatz zum
benachbarten Verwaltungsgebäude von Viacom, das von
einer typischen Berliner Lochfassade geprägt ist, verfügt das
nhow über eine deutlich auffallendere Hülle. Zwar hat der
Bau einen hohen Anteil an geschlossener Fläche, doch die
Fenster verteilen sich spielerisch über die Fassade – größten-
teils als kleine quadratische Öffnungen; nur ab und an fügen
sie sich zu kurzen Fensterbändern zusammen. Lediglich das
Sockelgeschoss ist komplett verglast. Der Entwurf stammt
von den Berliner Architekten nps tchoban voss. Abgesehen
vom durchgängigen Erdgeschoss planten sie den Bau in
einer dreigliedrigen Kammstruktur. Dadurch ergibt sich Raum
für zwei großzügige, holzbeplankte Terrassen. Spektakulär
wird der Entwurf durch den dreigeschossigen, rund 21 Meter
auskragenden Baukörper, der auf dem Gebäude thront. Auch
hier finden sich die rechteckigen Fenster wieder – zumindest
an den Längsseiten. Zur Spree öffnet sich der Riegel über die
ganze Höhe mit einer verglasten Front. Nicht nur durch die
Auskragung hebt er sich vom Unterbau ab. Die geschlossenen
Teile der Fassade sind mit hochreflektierendem Aluminium
verkleidet. Im Zusammenspiel mit der bewegten Oberfläche
der Spree und der spiegelnden Untersicht des Riegels erge-
ben sich bei entsprechendem Lichteinfall verwirrende Effekte
auf der Fassade und der Terrasse. So geradlinig das Äußere
letztlich wirkt, so wenig verrät es doch über das Innenleben.
Wie der Name des Hotels schon verrät: das Konzept des
Hauses zielt voll und ganz auf Gäste aus dem Musikbusiness
und deren Umfeld ab. Und so sieht es auch im Inneren aus
– es regiert der Pop. Verantwortlich dafür ist Karim Rashid.
Sein Stil ist grell und organisch. Wo das Auge hinblickt, über-
schlagen sich Formen und Farben. Extravagant schlängelt sich
der pinkfarbene Empfangstresen durch das Foyer, psyche-
delische Wandmuster lenken den Blick auf sich. Im starken
Kontrast dazu steht die Galerie im Erdgeschoss, die nahezu im
Rohbaumodus belassen wurde. Highlight sind jedoch – ganz
dem Thema des Hotels gemäß – die beiden Tonstudios, die
internationalen Standards entsprechen und mit den exquisiten
Suiten direkt verbunden sind. Musiker können praktisch direkt
aus dem Bett ihren nächsten Hit produzieren.