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Bilder von Feuerwehrhäusern zählen zum architektonischen
Erinnerungsschatz eines jeden. Sie haben immer einen Turm,
und sie sind meistens auch noch rot. Und wo dies nicht der
Fall ist, da werden neuerdings sehr gerne architektonische
Mittel eingesetzt, um die äußere Form so zu „dynamisie-
ren“, wie es dem Bild des rasenden Feuerwehrautos zu
entsprechen scheint. Das Gebäude in Frimmersdorf-Neurath
im Dreieck zwischen den Städten Köln, Düsseldorf und
Mönchengladbach verweigert sich dagegen selbstbewusst
beiden Methoden. Es verzichtet auf verbrauchte Symbole
und künstliche formale Aufgeregtheit. Ruhig und souverän
steht es an der Straße – und vermittelt dennoch jedem
vorbeifahrenden Autofahrer seine Funktion auf klare und
unmissverständliche Weise. Der Architekt verwendete die
Hörmann Industrie-Sectionaltore in einer schachbrettar-
tigen Struktur. Diese Sonderanfertigung ist höchst auffäl-
lig – vor allem im Kontext der absolut sauber detaillierten
Klinkerfassade mit Putzanteilen. Und wer es ganz genau
wissen will, der erkennt durch die transparenten Felder, die
aufgrund der speziellen Oberflächenbeschichtung Duratec
eine hohe Kratzfestigkeit aufweisen, die dahinter stehenden
roten Feuerwehrautos. Ein leicht nach vorne gerücktes Tor
verweist zudem auf die typische Struktur der Feuerwehren
in Nordrhein-Westfalen. Neben den freiwilligen Helfern gibt
es eine hauptamtliche Rettungswache, die rund um die Uhr
besetzt ist. Auch diese Besonderheit wurde durch die großen
Tore ablesbar gemacht. Im Inneren setzt sich die Trennung
der Rettungseinheiten fort. Auf der Südseite werden die
Funktions- und Sozialräume über eine großzügige, gebäu-
dehohe Öffnung gemeinsam erschlossen – und von dort
auf jeweils zwei Geschosse getrennt verteilt. Hier griff der
Architekt dann auch in Details wieder auf gelernte Symbolik
zurück – für die Feuerwehrleute sind sie ein Teil ihrer
Identität. Feuerrote Spinde nehmen die Privatkleidung auf,
und durch Schörghuber Türen in einem etwas gedeckteren
Rot, die den baulichen Brandschutz gewähren, werden die
einzelnen Räume miteinander verbunden. Alle Oberflächen
wurden mit Materialien ausgestattet, die nicht nur sehr wider-
standsfähig sind, sondern vor allem auch auf eine positive
Weise altern. Und damit schließt sich wieder der Kreis, denn
auch die Fassade mit den prägenden Toren ist in ihrer saube-
ren Unaufgeregtheit in höchstem Maße alterungsfähig – was
sich leider nicht von jeder kurzlebigen Architekturströmung
der vergangenen Jahrzehnte behaupten lässt.
Dies ist ein Feuerwehrhaus. Die Hörmann Sectionaltore übernehmen die
Signalwirkung, die einst ein Feuerwehrturm hatte. (Vorherige Seite)
Im Inneren taucht die Feuerwehrfarbe Rot an Türen von Schörghuber und an
Spinden wieder auf. (Unten links und rechts)
FEUERWEHRHAUS UND RETTUNGSWACHE IN FRIMMERSDORF-NEURATH