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TECHNISCHES HILFSWERK IN KENZINGEN
Das Technische Hilfswerk ist immer zur Stelle, wenn Flüsse
über die Ufer treten oder Vulkane ausbrechen und Menschen
deshalb in Not sind. Und die 80.000 Männer und Frauen des
THW, die in vielen Ortsverbänden organisiert sind, tun dies
immer ehrenamtlich. In der Kleinstadt Kenzingen am Rande
des Schwarzwalds wurde ihnen nun durch das Freiburger
Staatliche Hochbauamt ein bemerkenswerter kleiner Neubau
errichtet. Seine Kubatur ist betont schlicht – dafür aber umso
sorgsamer geplant. Denn Projektleiterin Katrin Bert schaffte
es, mit vorwiegend lokalen Handwerkern Schwarzwälder
Holzbautraditionen innovativ einzusetzen und in kürzes-
ter Zeit ein vorbildlich nachhaltiges Gebäude zu errichten.
150 Kubikmeter Holz aus den Wäldern der Region wurden
dafür an der Fassade, in der Konstruktion und im Innenausbau
eingesetzt. Die bewusst chaotisch montierten Lärchen-Latten
geben dem Kubus ein interessantes Fassadenrelief – und
im Inneren wurde nach der Formel „Rohbau = Ausbau“
verfahren. Denn die 138 Kubikmeter Weißtanne wurden in
Sichtholzqualität als Brettstapel geschichtet, gefügt und
völlig ohne Leim oder Metallteile verbunden. Rolf Rombach
aus dem nahe gelegenen Oberharmersbach erfand eine
Buchenholzschraube und entwickelte damit höchst inno-
vativ den traditionellen Schwarzwälder Holzbau weiter.
Und die Architektin des Freiburger Hochbauamtes nutzte
dessen Möglichkeiten konsequent: In nur einer Woche
waren die vorgefertigten Wand- und Deckenelemente auf-
gerichtet. Holzfaserplatten dämmen die Außenwände, nur
an wenigen Stellen gibt es noch Gipskarton, auf Folien und
Dampfbremsen wurde komplett verzichtet. Im Kontrast zum
Rohbau-Charme stehen die anthrazitfarbenen T30 Brand-,
Rauch- und Schallschutztüren sowie im Sanitärbereich die
Feuchtraumtüren von Schörghuber. Die Bauzeit des Gebäudes
betrug 5 Monate, und das komplette Gebäude orientiert sich
am „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“, das für den
Bau von Bundesgebäuden als Leitfaden gilt. All diese bau-
technischen Details allein wären noch nicht bemerkenswert,
würden sie nicht in eine Architektur münden, deren Güte den
Wert der THW-Arbeit aufs Schönste adelt. Und die zugleich
ein Gebäude entstehen ließen, das auf vielfältige Weise in
der Region verankert ist. Heimisches Bauen wurde hier nicht
einfach heimattümelnd interpretiert. Lokale Werkstoffe in zeit-
gemäß weiterentwickelten Bautraditionen wurden stattdessen
durch regionale Handwerker zu einer Architektur gefügt, die
im besten Sinne heimisch und zeitgenössisch ist.
Das neue Gebäude des Technischen Hilfswerks ist nur an den Funkmasten als
Gebäude einer Rettungsorganisation zu erkennen. (Vorherige Seite)
Chaotisch montierte Lärchen-Latten ergeben ein Fassadenrelief. (Rechts oben)
Brettstapel in Sichtholzqualität ersetzen den Ausbau. (Unten links)
Auch bei den Türen findet sich der Werkstoff Holz wieder: Für den Brand-,
Rauch-, Schall- und Feuchteschutz wurden Schörghuber Funktionstüren ein-
gesetzt. (unten Mitte und rechts)