Ob als Bergspitze oder Almhütte, die Bunker der Schweiz entziehen sich den Blicken des Betrachters (vorherige und diese Seite). angepasst, ruhig und im Hintergrund. Der Bunker ist ein an- die Panzerfahrer, wie einst die alten Schweizer im Hirten- genehmer Gesellschafter in der Landschaft: Nie protzt er, hemd gegen die gepanzerten Ritter zu Pferde. Mit der immer stapelt er tief. Kein Gebäude fühlt sich je in seinen Hellebarde haben sie die vom Pferd gezerrt und totgeschla- Vorrechten eingeschränkt. Der Bunker ist der ideale Mit- gen. Mit dem Bunker werden sie es den Panzern zeigen. bewohner. Immer bleibt er ruhig. Im Ensemble der Land- Die werden sich ihre mechanischen Zähne am Felsen schaft spielt er eine unsichtbare, unscheinbare Rolle. Seine ausbeissen. Und am Gelände, besser noch, am Engnis. Anwesenheit wird kaum bemerkt. Wäre er aber verschwun- Wir reduzieren ihre breite Front auf null. Dort müssen sie den, entstünde ein Loch in der alltäglichen Wahrnehmung. stehen bleiben und sind ein leichtes Ziel. Das wir schon vorbereitet haben. Das Sprengobjekt Doch der Bunker ist immer eine Perle in der Kette. Das Das Festungswerk beginnt mit dem Sprengobjekt. Das ist die erste Stufe des Dazu kommt die zweite Stufe des Myzels, die Artillerie- Myzels. Dort, wo der Panzer durchwill, hindern wir sein festung. Nur die Rohre der Kanonen ragen heraus. Im Fortkommen. Wo der Lastwagen hinübermuss, sprengen Untergrund ist das Werk. Die unterirdische Fabrik für die wir die Brücke. Am Taleingang ist die Eisenbahnlinie zer- Herstellung von Artilleriebeschuss, abgefeuert von blinden fetzt und die Strasse ein Krater. Dabei gilt die Regel: Kein Maulwürfen, die nie wissen werden, wohin sie geschos- Sprengobjekt ohne Bunker, keine Sperre ohne Feuer- sen haben. Das Werk ist der Behälter des unterirdischen schutz. Oben in der Bergflanke, am Ende der Toblerone- Lebens, ein System von Bohrgängen durch den Fels. Sicht- Panzersperre, entdeckt das geübte Auge den Bunker. bar ist nur ein Prozent davon: der Eingang, der Notausgang, Wie sieht er aus? Er ist ein Stück Felswand. Doch gibt es die Feuerstellungen und die Funknische. Alles getarnt und auch die berühmten Häuschen, genannt Chaletbunker, darum nicht zu erkennen. Es gibt keine Bunkerarchitektur putzig getarnt zur Unkenntlichkeit. Darin sitzt eine 9-cm- in den Bergen, es gibt nur die Tarnung. Doch, es gibt sie, Panzerabwehrkanone Baujahr 1950 oder ein Maschinen- doch ist es reine Innenarchitektur. Es ist der rohste Funk- gewehr Maxim 1911. Dazu neun Mann, die warten. Auf tionalismus, den man erfinden kann. Es herrscht der unge- den Feind. Der, das wissen die Insassen, ist bös, stark hemmte Zweck. Er wird mit dem Minimum an Mitteln erfüllt. und mechanisiert. Es ist der Kampf der Fussgänger gegen Komfortstufe null, Platzreserven negativ, Innenweltbedin- PORTAL 27 07
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