BÜROTÜRME IN HAMBURG Das architektonische Tangopaar markiert Hamburgs Rotlicht- und Vergnügungsviertel St. Pauli weithin sichtbar im Stadtbild. Am prominenten Standort auf dem Hamburger Elbberg hat BRT Architekten LLP den Beginn der Reeperbahn mit zwei tanzenden Bürotürmen besetzt. Die schillernde Glasfassade ändert mit jedem Schritt der Pas- santen ihr Erscheinungsbild und scheint in Bewegung zu geraten. Geboren in den Bars der Rotlichtmilieus von Argentinien, kunft durch LED-Lichtbänder an der Unterseite der Prall- gilt der Tango weltweit als erotischster Tanz. Sinn macht scheiben belebt werden. Abseits des Bürobetriebs des also diese Assoziation des Wettbewerbsentwurfs für die Strabag Konzerns, der auch Bauherr ist, und einiger Mie- beiden Bürotürme auf der Reeperbahn aus dem Jahr 2003, ter liegen die Attraktionen in den Restaurants der Erdge- die in Kopenhagen, Wien, Marseille und Malmö schon schosszone und dem Nobelrestaurant mit Sky-Bar und Nachahmer gefunden hat. Die 770 Stützen der Tanzenden fantastischer Aussicht im 23. Obergeschoss. Vor allem Türme neigen sich bis zu 7,5 Prozent zur Seite. Beide Tür- aber lockt nach langer Pause fast am alten Standort der me verfügen über schräg gestellte Außenstützen in Fertig- Mojo Club, dessen Domizil zum größten Teil unterirdisch teilbauweise, die im 6. beziehungsweise 17. Obergeschoss ist und abends über im Boden versteckte Treppenzugänge, ihre Richtung ändern. Die bei diesem Bau erstmals einge- die sich aus dem Vorplatz heraus öffnen, erreichbar ist. setzten schrägen Stützen sorgen mit ihrem hochfesten Den Besucher erwartet ein 1.600 Quadratmeter großes, Betonstahl und einer entsprechenden Verankerung inner- zweigeschossiges Tanz- und Musik-Paradies. Das 9 Meter halb der Decke für die notwendige Stabilität. Ohne jede hohe unterirdische Gewölbe ist aus akustischen Gründen Norm war der Nachweis dafür experimentell zu erbringen. in die Tiefgarage frei eingehängt. Das Tanzen beschränkt Bis zu drei Metern neigt sich das Tanzpaar aus der Verti- sich damit nicht nur auf die wechselnden Fassadenbilder, kalen. Die Grundrisse verschieben sich dabei, bleiben die selbst Sonne und Wolken noch mit ungewöhnlichen jedoch deckungsgleich. Die Fassaden überspielen die Reflexen irritieren können. Die Resonanz des Publikums Schrägen einschalig mit Hilfe eines Blechrahmens, der auf die schiefen Türme von Hamburg lässt sich auf der Zweischaligkeit allein in der Struktur realisiert. Fassaden, Aussichtsplattform des Michel am besten messen. Schon Fenstertechnik und offener Sonnenschutz müssen auf weit vor der Fertigstellung des Dachrestaurants mit wind- ihrem Weg zur Gebäudespitze 16 verschiedene Neigungs- geschützter Außenterrasse, des legendären Mojo Club im winkel überwinden. Das Belüftungselement ist mit einer Untergrund mit seinen hydraulisch bewegten Bodentoren orkanfesten Prallscheibe versehen. Das gesamte Ensem- und der künstlerisch ausgestalteten, viergeschossigen ble, zu dem am Fuß des Hochhauspaares auch ein Hotel Lobby (Herbst 2012) ist das tanzende Turmpaar des einst- mit 215 Zimmern hinter einer den Zimmerrhythmus über- mals größten Vergnügungsviertels der Welt zu einer neuen spielenden Glasfassade gehört, ist dagegen natürlich be- Attraktion und einem Orientierungspunkt ganz Hamburgs lüftet. Nur das Hotel kann zusätzlich auch mechanisch geworden. Mit der erhöhten Geländeposition erreichen die belüftet werden. Bei Dunkelheit sollen die Türme in Zu- Zwillingstürme fast die Spitze der Elbphilharmonie. 10
Portal 26
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